Wer die Cote d’Azur und die Seealpen mit seinem historischen Sportwagen und gemeinsam mit anderen befahren möchte, der sollte sich bei der Rallye Jean Behra anmelden, die alljährlich im September stattfindet: 560 Kilometer und über ein Dutzend Pässe in drei Tagen. Die Teilnehmerzahl ist auf 50 begrenzt, was für eine familiäre Atmosphäre sorgt. Organisiert wird die Rallye von Alain Alquier, dem Vizepräsidenten des Automobilclubs von Nizza.
Alain sorgt auch für gastronomische Höhepunkte im Rahmenprogramm, bei dem immer ausgesuchte ligurische und provenzalische Spezialitäten gereicht werden.
Die Gilco Tour, eine Rallye historischer Sportwagen, führt in diesem Jahr auch durch St. Paul de Vence. Zu den Teilnehmern gehören diverse Porsche 356, aber auch ein prachtvoller Fiat Barchetta aus den 1950ern und ein seltener Stanguellini (knallrot).
Der Trödelmarkt in St. Raphaèl zeigt die spezielle Form der automobilen Kultur in Frankreich: Werbeanzeigen aus den 1960ern, hier für einen Opel Rekord, werden ebenso angeboten wie die umfassende Comic-Literatur zum Rennfahrer Michel Vaillant.
Madame Halleur in der Werkstatt ihres Ehemannes Claude, der in Saint-Andiol am Fluss Durance klassische Automobile restauriert. Natürlich am liebsten französische: das graue Peugeot 304 Cabrio sah einstmals aus wie das gerade eingelieferte, goldfarbene des gleichen Typs. Die umfassende Restaurierung hat einen fünfstelligen Euro-Betrag gekostet.
Das Team um das Ehepaar Halleur arbeitet aber auch gerne englische Autos auf: darunter zwei Triumph Spitfires, ein Morgan Plus 8 und ein Rover 3.500. Schmuckstück des derzeitigen Angebots ist ein Peugeot 404, Baujahr 1968 mit der Original-Karosserie des Turiner Edel-Designers Pininfarina.
Vor dem Museum der Route Nationale 7, im Jahr 2012 zwischen dem Dorf Piolenc und Orange eröffnet, sind historische Fahrzeuge aus der großen Zeit der Fernstraße ausgestellt. Links ein alter Spritzenwagen der Feuerwehr von Orange, rechts ein winziger Eriba-Wohnwagen, in der Mitte ein Simca Aronde, Baujahr 1958. Leider sind alle nicht mehr fahrbereit.
Der Kapitän ruht noch in der Opel Classic Sammlung – nicht mehr lange, in wenigen Tagen starten wir wieder im Kapitän auf die N7
la Gendarmerie, Faites de la N7 à Pougues-les-Eaux
Familientreffen auf der Nationale 7, heute in Pougues-les-Eaux
les autres – Weggefährten getroffen in Pougues-les-Eaux
Opel Kapitän, Bj 1956
„Unser“ Opel Kapitän, Rufname Hans-Joachim, vor dem Hotel „La Treille Muscate“ in Cliousclat, einem Dorf von Töpfern, Kunsthandwerkern und Lebenskünstlern, 2 Kilometer oberhalb der Route Nationale 7. Unsere Unterkunft nach einer abermals anstrengenden, aufreibenden aber auch sehr erfüllenden Etappe.
Ein Renault 4CV aus den 1950er Jahren bei der Restaurierung in einer Werkstatt in Liveron, Departement Drome – das erste französische Automodell mit einer Auflage von mehr als einer Million. Was seinerzeit bei französischen Zeitgenossen einen ähnlichen Nimbus wie in Deutschland zum Volkswagen Käfer hervorrief.
Thierry Minodier betreibt eine Garage „toutes marques“ an der ehemaligen RN 7 in Tain l’ Hermitage. Das Gebäude, reinstes Art Deco mit hohem Campanile, hat sein Großvater errichtet.
Die Regale und Archive der Werkstatt wurden seither weder um- noch ausgeräumt.
Thierry besitzt einen sehr seltenen Hotchkiss 620. Für dessen Restaurierung findet er jedoch nicht genug Zeit, da er sich vornehmlich seiner Sammlung historischer Motorräder aus den 1970ern widmet. Thierry hat drei Söhne und hofft, dass einer der drei das Geschäft übernehmen und in seinem Sinn fortführen wird.
les autres – die Weggefähten des Tages
Opel Kapitän – unser Auto
Die ersten Etappen unserer Reise befahren wir mit einem restaurierten Opel Kapitän, Bj, 1956. Der zweifarbig lackierte Wagen stammt aus der historischen Sammlung und ist eine Leihgabe der Adam Opel AG, Rüsselsheim, die damit das Projekt „Route Nationale 7 – Straße der Sehnsucht“ maßgeblich fördert und sponsert. Dafür schon an dieser Stelle herzlichen Dank!
les autres – die Weggefährten auf der N7
Zu seiner Zeit war der Kapitän Opels Spitzenmodell – und eine der beliebtesten weil solidesten und komfortabelsten Reiselimousinen. Sein 6-Zylinder-Reihenmotor holte 68 PS aus 2,5 Litern Hubraum und erlaubte eine Spitzengeschwindigkeit von 138 km/h. Damals. Wir jedoch wollen unseren historischen Reisegefährten nicht überstrapazieren – zumal in Frankreich abseits der Schnellstraßen – somit auf unserer kompletten Strecke entlang der N7– ein Tempolimit von 90 km/h gilt. Das 3-Gang-Getriebe des Kapitäns war noch nicht vollständig synchronisiert, bot aber in der hier eingebauten Variante ein Overdrive.
En France, les voitures ont des prénoms féminins…