Historie

Route Nationale 7 – die Geschichte

DSCF2074Ein historischer Meilenstein an der N7 im Estérel markiert die Grenze zwischen den Departements Var und Alpes-Maritimes. In ihrem Verlauf wechselt die Nationale 7 oft ihren Namen, hier heißt sie D N7.

N7_le midiDas Sprichwort lässt Südfrankreich in Valence beginnen, der Hauptstadt des Departments Drome am Ostufer der Rhone : On dit a Valence/le midi commence“. Präzise beginnt „der Süden der Nordhalbkugel“ aber schon ein paar Kilometer nördlich, in Pont-d’Isere, auf dem 45. Breitengrad. Der markiert die Hälfte der Strecke vom Nordpol zum Äquator.

Das Denkmal aus den 1950er Jahren steht direkt an der N7, der 45. Breitengrad verläuft durch genau durch den Schlitz im oberen Teil.

Route_N7Die alte Passstraße zum Col du Pin Bouchain, der höchsten Stelle der Route Nationale 7: auf 760 Metern über Meereshöhe überquert dort die Traumstraße in den Süden die europäische Wasserscheide zwischen Nordsee und Mittelmeer. Die aktuelle Trasse führt wenige Meter daneben begradigt und mehrspurig Richtung Lyon.

N7_plaque.Loriol

N7_plaque.michelinAuf der Strecke südlich von Lyon finden sich mehr historische Erinnerungen an die Route Nationale 7 als weiter nördlich, wo die Regionen und Departements die Memorabilia an die „Grosse Alte Dame“ des zentralistischen Verkehrswesens gründlicher ausgelöscht haben.

 

Die Route Nationale 7, kurz RN7 oder N7, ist eine der Hauptadern des Fernstraßennetzes, mit dem Kaiser Napoleon I. die französischen Provinzen erschließen, auch den entlegensten Kleinstädten und Gewerbe-Standorten Anschluss an die Hauptstadt bieten wollte. Im 19. Jahrhundert war dies eine der Voraussetzungen für die Industrialisierung des agrarischen Flächenlandes, für die arbeitsteilige Produktion und damit für den Wohlstand seiner Bewohner in der Moderne. Sie wurden somit zu Lebensadern der Grande Nation. Die Einführung dieses Verkehrsadernetzes hat Napoleon nicht mehr erlebt; es wurde erst 1828, sieben Jahre nach seinem Tod im Exil auf St. Helena, endgültig etabliert.
Die wichtigen Nationalstraßen mit den Nummern 1-14 gehen alle von einem gemeinsamen „Point Zero“ in der Pariser Innenstadt aus, dem gedachten Zentrum der Hauptstadt. Er wird markiert von einer Messingplatte, eingelassen in das Pflaster der Ile de Notre Dame, vor dem Portal der Hauptkirche. Streng sortiert – wie alles, was die Gedanken der Aufklärung nach dem 18. Jahrhundert hervorbrachten, – führte die N1 nach Dunkerque im Department Nord; die nächsten Ziffern folgen im Uhrzeigersinn der Windrose – bis zur N14, die nach Le Havre im Nordwesten führte.
Die RN7 erstreckt sich über fast 1000 Kilometern und ist damit die längste französische Fernstraße: Sie führt über Fontaineblau, Nevers, Moulins, Roanne, Lyon, Valence, Avignon, Aix-en-Provence, Cannes, Antibes und Nizza an die italienische Grenze bei Menton.
Mit der Massenmotorisierung, die in Frankreich wie in den übrigen Ländern des westlichen Mitteleuropas ziemlich bald nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte, bekamen die Nationalstraßen schlagartig eine neue Bedeutung: Sie dienten nicht mehr nur dem Warentransport, sondern auch der individuellen Mobilität – am besten im eigenen Auto.
Diese Bedeutung wurde verstärkt, da es in Frankreich – anders als in Deutschland – lange kein Autobahnnetz gab. Bis in die 1970er Jahre waren die französischen Verkehrsadern allenfalls um Paris und die Provinzmetropolen vergleichbar ausgebaut. Zwar gab es hier und da vierspurige Strecken, aber ohne die durchdachte und an die automobilen Erfordernisse, auf Langstreckenfahrt angepasste Routenführung der deutschen Autobahnen.

 


So wurde die Route Nationale 7 die für den Straßenverkehr wichtigste Verbindung zwischen Zentral- und Südfrankreich. Und wenig später, als Folge des einsetzenden Individualtourismus, zur Traum-Route in den Süden. Zu einem magischen Band, das sich zwischen Alltag und Urlaub, zwischen Routine und Freiheit spannte. Der Inbegriff für duftende Pinienwälder, Sonne und Salz auf der Haut, für Tage und Wochen voller Lebensfreude.

 

Charles Trenet hat den Zauber der N7 als erster besungen in seinem Chanson „Nationale 7“ aus dem Jahr 1959; das Lied wurde zigfach gecovert und zuletzt in der Version der belgischen Band The Honeymoon Killers ein kleiner Hit. Wenig später, 1965, verfasste der Londoner Liedermacher Colin Wilkie seine Hymne an „The National 7“. Der deutlich herbere Song beschreibt die Reise von Paris an die Cote d’Azur per Autostop, wie sie in jener Zeit zahlreiche fahrende Sänger unternahmen, sobald es auch an den Stränden, auf den Boulevards und in den Straßencafés des Südens genug unterhaltungsbedürftige– und zahlende! – Zuhörer gab.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Route Nationale 7 für mindestens eine Generation von Nord- und Mitteleuropäern ein Pilgerpfad zur schönsten Zeit des Jahres; der geografische Ort, an dem der Traum von einem Dolce Vita im Freien zu einem konkreten Ziel werden konnte. Jede Etappe, jeder freiwillige und unfreiwillige Halt auf diesem Weg prägte sich ein, wurde zur Erinnerung und selbst zu einer Stätte der Sehnsucht.
Im Zuge ihrer politischen Regionalisierung hat die französische Republik ihre Nationalstraßen seit 1972 nach und nach den Regionen und ihren Departments übereignet. Als dann auch das – großteils gebührenpflichtige – Autobahnnetz dichter wurde, war dies auch das Ende der durchgehenden Streckenführung für die nummerierten und kostenlosen Routes Nationales. Will man sie heute befahren, muss man historischen Straßenkarten folgen, da die Asphalt
Doch lassen sich die teils berühmten, teils berüchtigten Etappen noch besichtigen, die Tankstellen, die Rastplätze und die preiswerten Fernfahrer-Restos „Les Routiers“, die für 15 – später für 20 – Francs ein dreigängiges Menu anboten. Die Engpässe in den historischen Ortsdurchfahrten, in den es zu Ferienbeginn regelmäßig zu stundenlangen Staus kam. Die Anstiege, bei denen die schwachen Kühler der überladenen Kleinwagen überkochten, die Gefällstrecken, an denen nicht wenige Trommelbremsen von Wohnwagengespannen schlapp machten. Die Schlösser und Parks am Weg, die verträumten Innenstädte und die belebten Freibäder, die Brücken und Passstraßen.
Diese historischen Stätten wollen wir besuchen, erkunden, fotografieren, filmen und beschreiben. Und in Verbindung bringen mit allem, was sich im Verlauf der Nationale 7 seit ihren legendären Tagen verändert hat.

 

 

 

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